Lijnco hat alles wieder im Griff

Lijnco wurde durch einige Journalisten angesprochen, auf Grund der Transition von einer Standarddruckerei zu einer Spezialdruckerei. Dick Offringa von der Nord-Niederländischen Zeitung „Dagblad van het Noorden“ hat diesen Artikel über Lijnco geschrieben, der im Wirtschaftsteil der Samstagausgabe veröffentlicht wurde. Der Artikel von Dick Offringa, ist übersetzt aus dem Niederländischen von Martje Logemann:

 

LIJNCO HAT WIEDER ALLES IM GRIFF

 

Die Druckereiwelt hat in den letzten Jahren deutlich gelitten. Viele Betriebe sind gescheitert, auch Lijnco in Groningen kam in einen Engpass. Mit neuen Produkten scheint der Betrieb nun wieder voll auf Kurs zu sein.

Nun wird wieder viel gelacht bei der Spezialdruckerei Lijnco in Groningen. Die Jahre des Verlusts und der Entlassungsrunden sind vorbei. Die 120 Arbeitnehmer haben volle Bestellbücher vor sich liegen, arbeiten an neuen Maschinen und wechseln von einem Drei-Schicht-Dienst zu einem Fünf-Schicht-Dienst. Die Maschinen müssen länger laufen um die Bestellungen pünktlich abzuliefern.

Noch besser für die Arbeitnehmer ist es, dass fast jeder heutzutage Endprodukte von Lijnco in Händen hält im Privatleben: Rabattmarken, Rubbellose, Flyer, Klausuren, Buskarten, Stimmzettel, Eventtickets, Lottotickets und Direktwerbung. Oh ja, und auch natürlich die personalisierten Postmarken, die Kunden von PostNL bestellen können.

 

Fünf Milliarden Rabattmarken

Häufig geht es jährlich um große Anzahlen: Fünf Milliarden Rabattmarken für Geschäfte in ganz Europa, 250 bis 300 Millionen Eventtickets, variierend von Fußballverein FC Groningen bis zu den Olympischen Spielen in Brasilien, 16 Millionen Wahlberechtigungen und Stimmzettel für die letzte Volksabstimmung in den Niederlanden und 25 Millionen A4 Bögen für Schulklausuren. Das Ganze sorgt für einen Umsatz von 25 Millionen Euro.

Vor fünf Jahren sah die Welt noch anders aus für Lijnco. Die Niederländische Druckbranche saß in großen Problemen. Digitalisierung und Internet formten eine große Bedrohung für Druckbetriebe. „Lijnco hat gesehen, dass wir etwas verändern müssen und wir waren damit auch schon beschäftigt, wurden aber eingeholt von der Realität“, so Vertriebsvorstand Jan de Klein.

 

Großer Schock

Banken wie ING und die Rabobank haben sich durch die Zunahme von Online Banking verabschiedet von den traditionellen Überweisungsformularen, die Lijnco gedruckt hat. Sogar die Produktion von Briefpapier haben Banken selbst übernommen, so De Klein. „Ein Teil des Marktes fiel in einer Schnellheit weg, die wir verkehrt eingeschätzt haben.“.

Der Schock kam schnell und heftig. 70 von den 170 Arbeitnehmern verloren in 2011 ihre Arbeit bei Lijnco. Geschäftsinhaber Pieter Heerema beschränkte seine Rolle auf die des Investors. Jan De Klein war einer der neuen Manager, der unter Leitung von dem allgemeinen Geschäftsführer Frits Visser in 2012 zum Unternehmen dazu stieß, um die Leitung überzunehmen. In 2014 wurden nochmals 17 Arbeitsplätze gestrichen, vor allem, weil die neue Leitung andere Kenntnisse benötigte. Das bekannte große blaue Gebäude an der westlichen Umgehungsstraße in Groningen wurde eingetauscht für ein Kleineres am Atoomweg in Groningen.

 

Neue Produkte

 Alle Maßnahmen passten laut De Klein, in der Überzeugung, dass „Druckwerk weiterhin relevant ist, sei es in einer anderen Form“. Für viel Standarddruckwerk waren die Niederlanden zu teuer. Die Bestellungen gingen via Internet schnell ins Ausland.

Die Suche nach neuen Chancen lieferte zwei neue Schwerpunkte: Personalisierte Direktwerbung und (Kunden-) Loyalitätsprodukte. Oder wie De Klein es erklärt: „Produkte, die Kunden anziehen und halten, und Kunden dazu verleiten mehr zu kaufen, wie sie ursprünglich geplant hatten.“. Daraufhin folgten neue Investierungen in Maschinen und Know-How.

Seither ist Lijnco auf dem Vormarsch in Richtung personalisierte Direktwerbung. Dies geht weiter als nur den Namen des Empfängers hinzuzufügen. Der Versender kann auch noch die Angebote per Kunde variieren lassen, in Form von Bild und Schrift. Die Kunst ist es, die gelieferten Kundendaten sicher und zuverlässig zu verarbeiten.

Während der allgemeine Text auf der einen Seite mit dem Offsetdrucker gedruckt ist, bedruckt ein Highspeed Injektdrucker mit 200m pro Minute die andere Seite mit dem persönlichen Text, Bildern und Angeboten. Und das Ganze derartig, dass die Post sortiert nach Postleitzahlgebiet aus der Maschine rollt. De Klein: „Das spart dem Auftraggeber Kosten beim Auslieferbetrieb.“.

 

Rubbellose

Die Groninger richten sich gleichzeitig auf andere Loyalitätsprodukte, wie zum Beispiel Rubbellose. Große Ladenketten bestellen diese zu Millionenauflagen. Oft mit hohen Preisen unter der Rubbelschicht, denn das „erhöht den Aufmerksamkeitswert“. Aber auch die Risiken, fügt De Klein hinzu. So müsse Lijnco die Gewinnpreise ehrlich über alle Karten verteilen und danach fair über die verschiedenen Regionen. „Wenn man bei maximal fünf Karten 50.000€ gewinnen kann, dann dürfen keine sechs Karten davon bestehen“. Um Betrug zu verhindern, ist jede Schachtel mit genummerten Karten zu verfolgen, ab der Druckerei bis zur Kasse.

 

Sicherung

Die Karten mit dem Gewinnpreis müssen für jeden unerkennbar sein und die Rubbelschicht darf durch Licht durchsichtbar werden, erklärt De Klein. Sobald gerubbelt werde, dürfe auch der Code nicht geschädigt werden. Die Rubbelschicht selbst dürfe ebenfalls nicht ungesund sein oder Hände und Kleidung beschmutzen. Ein weiterer Aspekt wäre die Sicherheit und Geheimhaltung. Aktionen, die Ladenketten geplant haben, und auch öfters sechs Monate Vorbereitung benötigten, dürften nicht zu Konkurrenten durchsickern, verdeutlicht De Klein.

Viele Sicherheitsmaßnahmen seien schon ganz normal bei Lijnco, berichtet De Klein. So druckt das Unternehmen bereits alle Formulare für Schulklausuren. Durch Sicherheitsmaßnehmen konnte die Druckerei in 2015 der Polizei schnell erzählen, bei welcher Schule in Rotterdam Klausuren gestohlen wurden.

Lijnco hat seit kurzem große Bestellungen von Deutschen Ladenketten bekommen, wovon die Namen nicht öffentlich genannt werden dürfen, und von der Rabobank. De Klein: „Wir wollen mit den Entscheidern bei Tisch sitzen, denn im Prozess von der Idee bis zum Produkt können wir viel helfen.“. Die Zielsetzung für die nächsten Jahre? Da hat Jan de Klein eine genaue Vorstellung zu: „Nummer 1 werden als Multikanal – Drucken und Online – Kommunikationsdienstleister in den Ländern wo wir unseren Sitz haben: die Niederlande, Deutschland und Belgien.“.